Rotmilan
Allgemein
Der Rotmilan (Milvus milvus) ist ein mittelgroßer Raubvogel (L 60 cm), größer und blasser als der Schwarzmilan (Milvus migrans) mit tief gegabeltem Schwanz. Der Körper, der obere Schwanz und die Flügeldecken sind rötlich-braun. Die weißen primären Flugfedern stehen in Kontrast mit den schwarzen Flügelspitzen. Abgesehen von dem Gewichtsunterschied sind die Geschlechter ähnlich. Sein Ruf ist ein dünnes Pfeifengeräusch, ähnlich die des Mäusebussards, jedoch weniger mauzend.
Lebensraum
Die Art brütet in Laubwäldern und Wäldern, gemischt mit Ackerland, Weideland und Heide, bis auf 2.500 m in Marokko (del Hoyo et al. 1994). Im Winter kommt der Rotmilan auch im Ödland, Buschland und Feuchtgebiete vor. Früher galt er als ein städtischer Aasfresser und besucht heute noch die Ränder von Städten. Er hat ein breites Nahrungsspektrum, ernährt sich jedoch hauptsächlich von Aas und kleinen bis mittelgroße Säugetiere und Vögeln. Reptilien, Amphibien und Wirbellose sind weniger wichtige Beute.
Population und Verbreitung
Die europäische Brutpopulation (EU27) wird auf 29.746 bis 34.751 Paare in 17 Ländern (BirdLife International. In prep.) geschätzt. Eine neue globale Schätzung der Rotmilanpopulation ergibt einen Bestand von 33.500 bis 39.000 Brutpaaren, wobei sich davon nur 0 bis 5 Brutpaare nicht in Europa, sondern in Marokko (Afrika) aufhalten (Aebischer & Scherler, 2021). Die Mehrheit ihrer Population ist in Deutschland (12.000 bis 18.000), Spanien (3.810 bis 4.150) und Frankreich (2.335 bis 3.022). Die weltweite Population wird somit auf 60.000 bis 70.000 geschlechtsreife Individuen geschätzt (BirdLife International. In prep.). Die meisten Vögel in Nordosteuropa wandern und überwintern hauptsächlich in Südfrankreich und Iberien, einige reisen jedoch bis nach Afrika (del Hoyo et al. 1994). Migrierende Vögel reisen zwischen August und November von ihren Brutgebieten nach Süden und kehren zwischen Februar und April zurück (Snow and Perrins 1998).
Populationsentwicklung
Schätzungen zufolge hat die europäische Population bis 2012 in den 34,5 Jahren (drei Generationen) davor um fast 30 % abgenommen. Der Status des Rotmilans im Artikel 12 Report sowie der Roten Liste der IUCN von 2015 war „potenziell gefährdet (NT)“ (BirdLife International 2015). In der neuesten „IUCN red list“ ist der Rotmilan weltweit als nicht gefährdet (LC) eingestuft (BirdLife International 2021).
Die Entwicklung der Brutpopulation in der EU27 ist kurzfristig stabil und nimmt langfristig ab. Die Populationsentwicklung im Winter in der EU27 nimmt kurzfristig ab und langfristig ab. Ein EU-Artenaktionsplan für den Rotmilan wurde 2009 veröffentlicht (Knott et al. 2009). In Deutschland (Hessen), Frankreich, den Balearen und Dänemark gibt es nationale Aktionspläne für diese Art. In Portugal liegt ein Entwurf eines nationalen Aktionsplans vor.
Bedrohungen
Die größte Bedrohung für diese Art ist die illegale direkte Vergiftung zur Tötung von Raubtieren, Nutztieren und Wildtieren (Füchse, Wölfe, Korviden usw.), sowie die indirekte Vergiftung durch Pestizide und die Sekundärvergiftung durch den Verzehr vergifteter Nagetiere durch Rodentizide auf dem Ackerland, insbesondere in den Überwinterungsgebieten in Frankreich und Spanien, wo sie zu einem raschen Populationsrückgang führen (Aebischer in litt. 2009). Hier besteht eine starke Korrelation zwischen dem raschen Rückgang der Populationen, welche in Spanien überwintern (Carter 2007). Die spanische Regierung hat zwischen August 2007 und April 2008 mehr als 1.500 Tonnen mit Rodentiziden behandelte Köder auf einer Fläche von etwa 500.000 ha freigesetzt, um gegen eine gemeinsame Wühlmauspest in landwirtschaftlichen Flächen zu kämpfen. Es wurden Daten über Rotmilane, die durch Sekundärvergiftung in diesen Gebieten starben, aufgezeichnet (Vinuela in litt. 2009). Illegale Vergiftungen stellen auch eine ernsthafte Bedrohung für die Arten in Nordschottland dar. 40% der zwischen 1989 und 2006 tot aufgefundenen Vögel wurden durch Vergiftungen getötet (Smart et al. 2010). In Frankreich verschwanden die Populationen mit der gleichen Geschwindigkeit wie die Umwandlung von Grasland in Getreide (Tourret in litt. 2009). Der Rückgang der Weideviehhaltung und die Intensivierung der Landwirtschaft, die zu chemischer Verschmutzung, Homogenisierung der Landschaften und ökologischer Verarmung führen, bedrohen die Art ebenfalls (Knott et al. 2009).
Zu den weiteren Bedrohungen gehören jegliche Art von Greifvogelverfolgung wie z.B. Bejagung, das Fangen (Mionnet 2007, P. Tourret in Lit. 2009) und das Eiersammeln (auf einer lokalen Skala). Auch gehören Kollisionen mit Straßen- und Schienenverkehr, Windkraftanlagen, sowie Kollisionen mit Stromleitungen und Strommasten (Duchamp 2003, Mammen et al. 2009, P. Tourret in Lit. 2009, Mionnet 2007) zu den Todesursachen.
Referenzen
Aebischer, A. 2009. Der Rotmilan – ein faszinierender Greifvogel. Haupt Verlag, Bern.
Aebischer A. 2009. Distribution and recent population changes of the Red Kite in the Western Palaearctic – results of a recent comprehensive inquiry, Red Kite International symposium - October 17th & 18th 2009
Aebischer, A., & Scherler, P. (2021). Der Rotmilan. Ein Greifvogel im Aufwind. Haupt, ISBN: 978-3-258-08249-3, November 2021.
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Standard 2019. 537 Geier in Botswana an vergiftetem Elefantenfleisch verendet, Online am 21. Juni 2019 (https://www.derstandard.at/story/2000105227655/537-geier-in-botswana-an-vergiftetem-elefantenfleisch-verendet)